Derzeit leben 135 Kinder im Hostel. Der Anteil der Jungen ist etwas höher, da traditionell Mädchen eher bei der häuslichen Arbeit und Erziehung der Geschwister eingesetzt werden. Siebzig Kinder besuchen die Grundschule gegenüber dem Hostel, 65 die weiterführende Schule (10 Min
per Fahrrad).
Nach dem Schulabschluss kehren die Kinder zu ihrer Familie zurück oderbnehmen eine weiterführende Ausbildung auf. Das Hostel unterstützen auch hier die Jugendlichen mit Geld für Essen, Kleidung, Lernmaterial und Unterkunft. Ausbildungen zur Hebamme, zum Ingenieur, Tierarzt, zur Agrarwissenschaftlerin oder medizinischen Fachkraft laufen gerade oder konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Für die Gemeinschaft der Chepang sind diese Jugendlichen die ersten, die den Kreislauf der Armut erfolgreich durchbrechen.
KP Kiran, der Gründer des Hostels, ist tagsüber vor Ort und kümmert sich um die allgemeine Verwaltung der Einrichtung. In seiner Rolle als Elternersatz für die Kinder wird er von Bimala und Sandip unterstützt. Bimala (33) ist die einzige Angestellte des Hostels. Sie managt den reibungslosen Ablauf der täglichen Aufgaben und ist Bezugsperson für die Mädchen. Sandip (Mitte 20) ist ein ehemaliger Schüler und arbeitet tagsüber außerhalb, wohnt aber weiterhin im Haus und kümmert sich um allgemeine Dinge und die Belange der Jungen.
Das Hostel ist weitestgehend selbstorganisiert: Kochen, Putzen, Gartenarbeit werden von den älteren Kindern übernommen. Sie kümmern sich auch um die Kleinen bei Schulaufgaben, Aufräumen, Waschen etc. Das Hostel macht einen sehr sauberen und gut organisierten Eindruck. Erstaunlich, wie friedlich und ruhig hier alles abläuft. Disziplin und Einordnung in die Gemeinschaft sind offensichtlich die Grundpfeiler dieser Ordnung. Erfreulich fiel auf, dass jetzt immer mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt werden und damit einen Beitrag zur Eigenversorgung leisten.
Die Chepangs sind eine der am stärksten benachteiligten indigenen Gruppen Nepals und werden auf der Grundlage von sozioökonomischen Indikatoren wie Bevölkerungsgröße, Alphabetisierungsrate,
Haustyp, Landbesitz, Beruf und Zugang zu höherer Bildung und Gesundheit in die Kategorie "stark marginalisiert" eingestuft (UN-Bericht, 2012). In den letzten zwei oder drei Generationen haben die
Chepang begonnen, sich langsam von einer halbnomadischen Lebensweise (Brandrodung), die stark von den natürlichen Waldressourcen abhängt, zu einer sesshafteren Lebensweise zu entwickeln. Die Jagd
und das Sammeln von Wildnahrungsmitteln sind ihr traditioneller Lebensunterhalt und der Wanderfeldbau ist die einzige Möglichkeit, die von ihnen bewohnten steilen Hänge zu bewirtschaften (Limbu,
2011). Die traditionellen Ernährungspraktiken reichen nicht aus, um ihre körperliche Gesundheit zu erhalten, so dass die Menschen (vor allem Kinder) stark unter Mangelernährung und den damit
verbundenen Krankheiten leiden.
Ein allgemeiner Mangel an Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung bei den Chepang-Eltern und die hohe Zahl von Analphabeten stellen ebenfalls ein großes Hindernis für die Bildung ihrer Kinder
dar. In den meisten Dörfern gibt es nur Grundschulen. So sind die Kinder gezwungen täglich drei bis vier Stunden hin und her zu laufen, um die Sekundarschule oder eine andere weiterführende
Schule zu erreichen. Dasselbe gilt für die Grundschulen. Der lange Schulweg führt zu einer hohen Quote von Schulabbrechern. Zudem nehmen die meisten Chepang-Eltern ihre Kinder aus der Schule, um
sie im Haushalt, in der Landwirtschaft und bei der täglichen Lohnarbeit helfen zu lassen, weil ihr Lebensunterhalt es erfordert.
Während unserer Lebensmittelhilfe im Rahmen der Pandemie wurden wir auf eine Unterkunft für Kinder der Chepang aufmerksam. Diese wurde vor
11 Jahren von KP Kiran, einem nepalesischen Journalisten, gegründet. Das Hauptziel des Hostels ist die Unterstützung der Chepang-Kinder in ihrer Ausbildung. Die Kinder werden aus verschiedenen
Chepang-Gemeinden im Distrikt Chitwan sorgfältig ausgewählt und dabei werden vorrangig solche Familien berücksichtigt, die in extremen finanziellen Schwierigkeiten und nicht in der Lage sind,
ihre Kinder zur Schule zu schicken. Die Kinder müssen begabt sein und gute schulische Leistungen vorweisen können. Diese Kinder werden dann in die staatliche Schule geschickt, wo sie kostenlos
unterrichtet werden.
Unser Vereinsmitglied Anke Korves und die Hahn Air Foundation unterstützen das Projekt seit dem Herbst 2021. Mit dieser Unterstützung konnte ein neues Gebäude errichtet werden, ein Toiletten- und
Duschhaus übergab Frau Korves im Oktober 2022.
Das Hostel erhielt einen neuen Computerraum mit entsprechenden Laptops. Ralf Ledl und Robin Stepan von Menschen im Dialog e.V., Neresheim installierten eine digitale Lernplattform der amerikanischen Firma Looma.
Die Kinder, die zu weiter entfernt gelegenen Schulen müssen, erhielten 70 Fahrräder.
Das Zentrum bleibt weiter unter der Leitung von KP Kiran